Der zehnjährige Max Cohn aus Los Angeles leidet unter der bevorstehenden Scheidung seiner Eltern. Beim Auszug des Vaters entdeckt er eine alte Schallplatte, auf der ein gewisser Zauberer Zabbatini neben anderen Zaubertricks einen großen Liebeszauber verspricht. In der typisch kindlichen Hoffnung auf ein neues Verlieben seiner Eltern und in aller Naivität geht er auf die Suche nach dem Zauberer und findet ihn tatsächlich entgegen aller Skepsis des Zuhörers. Doch Zabbatini ist nicht mehr der, der er einmal war….
In der zweiten Handlung versucht im Prag der Vorkriegszeit 1913 der Rabbiner Laibl Goldenhirsch verzweifelt, den erwünschten Stammhalter zu zeugen. Erst, als er gegen Ende des Ersten Weltkrieges eingezogen wird und länger an der Front weilt, ist seine Frau nach seiner Rückkehr plötzlich schwanger. Nach anfänglicher Skepsis nimmt Laibl dies als göttliche Fügung. So kommt sein Sohn Moshe nach dem Krieg zur Welt und erlebt bis zum Tod der Mutter eine glückliche, dann eher unglückliche Kindheit. Denn in Laibl rumort seit Jahren ein unstillbarer Verdacht, und deshalb kann er dieses Kind nur mit halbem Herzen lieben. Als Moshe eines Tages mit dem Nachbar, der damals während Laibls Frontaufenthalt seine Frau verloren hatte und bei Laibls Frau Trost fand, einen Wanderzirkus besucht, ist es um ihn geschehen. Er verliebt sich nicht nur in die angebliche persische Prinzessin, die der Magier zum Schweben bringt, sondern auch gleich in das ganze Zirkuswesen. Kurz entschlossen verlässt er den streng religiösen Vater und folgt dem Zirkus. Es gelingt ihm tatsächlich, dort Fuß zu fassen und mit dem Zirkus auf Tournee zu gehen. Doch mittlerweile herrschen in Deutschland die Nazis, und als Jude wird das Leben dort und später auch in den Nachbarländern immer schwieriger. Deshalb nimmt er den Künstlernamen Zabbatini an, besorgt sich einen falschen Pass, der ihn als Perser ausweist, und reist als angehender Zauberer mit dem Zirkus durch Zentraleuropa. Doch erst der Krieg und dann die Spätfolgen seiner privaten Beziehung zu der „persischen Prinzessin“, die eigentlich Berliner „Jöre“ und Geliebte des Zauberers ist, bringen ihn in höchste Gefahr.
Mittlerweile hat Max Cohn den alten und knurrigen Zabbatini in einem Altersheim für Künstler gefunden. Doch Zabbatini hängt nicht mehr am Leben und den Mitmenschen und lässt Max ziemlich grob abblitzen. Erst der Rausschmiss aus dem Altersheim bringt ihn zur Besinnung, und mit dem Restcharme des ehemaligen Zirkuskünstlers gelingt es ihm tatsächlich, in der Familie Cohn Fuß zu fassen. Doch in dieser Familie gibt es auch die Oma, „Ohmchen“ genannt, die als Kind das Lager Theresienstadt überlebt hat. Als Ohmchen den alten Zauberer bei Max´ Kindergeburtstag sieht, blitzt es plötzlich in ihrem Kopf auf…..
Emanuel Bergmann hat mit diesem Roman ein so farbiges wie anrührendes Bild des 20. Jahrhunderts aus der Sicht der Juden gezeichnet. Ob er selbst jüdischen Ursprungs ist, geht aus dem Programmheft nicht hervor, doch sein Roman zeigt den typisch jüdischen Humor, der auch der schrecklichsten Situation noch so etwas wie Galgenhumor oder transzendenten Witz verleiht. Man merkt den Protagonisten, vor allem Zabbatini, an, dass sie einer über 2000 Jahre verfolgten Volksgruppe entstammen. Trotz aller Niederschläge stehen sie immer wieder auf, machen weiter und haben für ihre Peiniger sogar noch einen satirischen Scherz übrig. Stefan Kaminski liest geradezu virtuos vor, indem er den verschiedenen Personen jeweils eigene Stimme und Ausdruckskraft verleiht. So kann er in Sekundenschnelle vom brutalen Soldaten zum verschreckten Kind, vom hoffnungslosen jungen Mann zur verzweifelten Mutter und von einer Berliner Schnoddergöre zu einem bärbeißigen Zirkusbaron wechseln. Mit seiner Vortragskunst erlebt man diesen Roman wie ein personell voll ausgestattetes Hörspiel.
Das Hörbuch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 8 CDs mit einer Gesamtlaufzeit von 583 Minuten und kostet 20,95 (Kindle-Version 12,99) Euro.
Frank Raudszus
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