Ganz in der Nähe des Best Western Hotels „Krautkrämer“, das sich bei einer durchaus wohlhabenden Klientel einen Ruf erarbeitet hat, liegt der Golfplatz „Hiltrup“. Vor sieben Jahren wurde dieser Platz mit neun Löchern auf dem Gelände einer ehemaligen Baumschule angelegt und bezieht seinen Reiz unter anderem durch die Nähe zum Dortmund-Ems-Kanal. Ortsunkundige Gäste schauen durchaus ungläubig ein zweites Mal hin, wenn plötzlich die Aufbauten eines Schiffes mitten durch die Wiesen gleiten.
Das Clubhaus verbreitet den Charme ländlicher Gediegenheit, ohne den Schnickschack mondänen Ambientes, wie er Golfplätzen oft – zu Recht, zu Unrecht? – nachgesagt wird. Das bescheidene, typisch westfälische Backsteinhaus passt in die Landschaft und zum Charakter des Clubs, der Golf offensichtlich als Sport und nicht als gesellschaftliches Ereignis betrachtet.
Die Löcher sind auf der trapezförmigen Anlage auf vier Areale verteilt, die durch ein bewaldetes Kerngebiet verbunden bzw.getrennt sind und die Driving Range als Mittelpunkt einschließen. Der mit dem Auto anreisende Gast findet ausreichend Parkplätze vor und kann sich daher entspannt auf das Golfspielen einstimmen.
Die ersten drei Löcher laufen parallel im „Hin- und zurück-Modus“. Loch 1 (Par 5) begrüßt den Spieler gleich mit 451 Metern Länge und einigen Herausforderungen. Die erste besteht darin, die durch den Fairway führenden Hochspannungsmasten nicht zu treffen (das gibt allerdings einen Freischlag), die zweite in den ausladenden Wasserflächen zur Rechten. Für das zweite Loch gilt in Gegenrichtung das Gleiche. Hier kommen noch kleine Biotope und Gräben hinzu, in denen die Bälle gerne verschwinden. außerdem sollte man sich nicht von den auf dem Kanal vorbeifahrenden Schiffen ablenken lassen. Wenn man am Loch 3 in der Mitte zwischen 1 und 2 endlich an die Tücken des Anfangs gewöhnt hat, heißt es zu wechseln. Ortsfremde können sich hier leicht verirren, weil sie den Weg über die Straße und am Parkplatz vorbei leicht verpassen können. Dafür werden sie am Loch 4 jedoch in vollem Umfang entschädigt, denn hier liegt – einsam und allein – das schönste Loch. Obwohl „nur“ als Par 3 vermessen, ist es schwierig zu spielen. Nur „Longhitter“ erreichen das Grün mit dem Abschlag, die anderen landen bei dem Versuch in dem großen Wasser vor dem Grün. Also Vorlegen und mit dem zweiten Schlag aufs Grün. Doch das breite und idyllische Wasser schlägt so manchem Golfer auch dort noch ein Schnippchen und lädt die Bälle zum Bade ein.
Das Loch 5, ein „Dogleg“ links, droht mit hohem Wald links, einem ausgedehnten Wasser rechts und einem sehr engen Zugang zum Grün. So mancher Golfer bleibt in diesem Bermuda-Dreieck verschollen – oder zumindest seine Bälle. Die Löcher 6 und 7 erreicht man wieder über einen kleineren Spaziergang jenseits der Straße und wird dafür mit zwei langen Bahnen belohnt. Loch 6 misst stolze 510 Meter und ist zu Recht als Par 5 ausgewiesen. Loch 7 weist allerdings eine Spezialität auf, die Neulinge irritiert: zwei Grüns sind hintereinander angeordnet, und des Rätsels Lösung lautet – das hintere Grün gilt für den ersten Durchgang (Loch 7), das vordere für den zweiten Durchgang (Loch 16). Wer hat schon einmal über ein Grün hinweg auf ein Grün gespielt?
Loch 8 ist ein kurzes Par 3, dessen größtes Problem darin besteht, dass man in den Bunker hinter dem Grün spielt, und Loch 9 (oder 18) schließlich führt nahezu wasserfrei (!) auf ein von Bunkern gut geschütztes Grün.
Das Loch 19 schließlich führt zu einer kleinen Terrasse mit einer charmanten jungen Dame, die sowohl für die Organisation als auch für die Getränke zuständig ist. Dort kann man noch ein wenig über einen Platz philosophieren, der wegen seiner vielen Wasserflächen und Strommasten nicht einfach aber dennoch reizvoll zu spielen ist. Denn er verlangt den Golfern einiges Können ab. Beim zweiten Mal klappt´s bestimmt!
Barbara Raudszus
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