Seitdem sich Golf in Deutschland zum Trendsport entwickelt hat, ist die Zahl der Plätze sprunghaft gestiegen. Oftmals trifft man auf Plätze, die auf ehemaligen Äckern und Wiesen entstanden sind und deren Baumbestand weitgehend aus zarten Neuanpflanzungen besteht. Da ist es jedesmal eine Wohltat, wenn man einen alteingesessenen Club besucht, dessen Fairways von stattlichen Bäume geprägt und von dichtem Wald umgeben sind.
Ein solcher Platz ist der „Golfpark Soltau“ im niedersächsischen Soltau. Schon die Anfahrt führt durch eine Allee alter Bäume, und das Clubhaus ist ebenfalls eingerahmt von weit ausladenden Laubbäumen. Das Bild vom „deutschen Wald“ wird hier konkret.
Wie(sen) und Was(ser)
Neben dem Baumbestand ist Wasser ein zweites wesentliches Element eines Golfplatzes: einmal optisch, dann ganz konkret als Wasser-Reservoir für die Platzpflege und schließlich als Hindernis für die Golfspieler, denen man es nicht zu leicht machen will. Niedersachsen ist durch seine Topographie und die Nähe des Meeres natürlich mit Grundwasser gesegnet, und so finden sich auch auf dem „Golfpark Soltau“ viele Wasserflächen, die mal eher optisch, dann aber auch spieltechnisch ins Gewicht fallen. So mancher Golfball dürfte hier seine frühe Ruhestätte in einem der seitlichen oder frontalen Wasser finden, wobei es sich in diesem Fall bei dem Begriff „Wasser“ meist um eine konkrete Erscheinung und nicht nur um die Umschreibung eines unzugänglichen Hindernisses handelt….
Vom Anfang……
Schon Loch 1 (Par 4) empfängt den Gast mit einem frontalen Wasser vor und einem Bunker hinter dem Grün, Loch 2 (Par 5) lädt die Bälle an mehreren Stellen zum unfreiwilligen Bade ein. Loch 3 (P4) bietet einen Wassergraben und Loch 4 (P4)wiederum seitliche und frontale Wasser. Wer an diesen ersten Löchern nicht aufpasst, hat bald ein Ballproblem. Erst Loch 5 – mit derselben Par-Zahl – ist wasserfrei und droht stattdessen mit geschickt positionierten Bunkern. Par 3 gibt es erst auf Loch 7, und dann gleich mit einem schwierig zu spielenden Grün. Ähnliches gilt für das Grün von Loch 8 (P4).
Nach dem ersten Durchgang hat sich bereits der Eindruck gefestigt, dass es sich bei diesem Platz nicht nur um einen besonders schönen sondern auch um einen anspruchsvollen Platz handelt. Im Oktober herrscht hier dank der Feuchtigkeit der Luft eine eigenartige Stimmung, wie man sie nur von nebligen Tagen am Meer kennt. Kein Wind bewegt die Baumwipfel, die Landschaft verschwindet in der Ferne in einem feinen grauen Dunst, und die dunklen Bäume und Büsche verbreiten eine fast schon melancholische Atmosphäre, die ein wenig an Theodor Storms „graue Stadt am grauen Meer“ erinnert.
…bis zum Ende
Die zweite Hälfte mit den Löchern 10 bis 18 bestätigt den Eindruck, bietet jedoch durchaus noch Steigerungen. Gleich auf dem ersten Loch sind vier Bunker zu umgehen, doch dafür kann man das Par 5 von Loch 11 auf dem sattgrünen Fairway ohne irgendwelche Fallstricke in vollen Zügen genießen – falls man nicht „toppt“ oder verzieht. Dafür eignet sich Loch 13 hervorragend für „nearest to the pin“ und ist auch stets ein Kandidat für ein „hole in one“ (wir schafften es nicht!).
Loch 14 und 15 dienen dem Luftholen vor Loch 16 (Par 4), denn hier geht es wirklich zur Sache. Die Herren müssen von hinten durch eine enge Lücke in etwa 70 bis 80 Metern Entfernung abschlagen, die links und rechts von hohen Bäumen begrenzt wird. Getoppte Abschläge werden sicher von einer mannshochen Hecke abgefangen, die die Lücke auch nach unten einengt. Man darf annehmen, dass vor allem die Herren hier nur selten durchkommen, während die Damen kurz vor der Hecke abschlagen und mit der Lücke eigentlich kein Problem haben dürften. Natürlich kann man als Herr auch vorlegen – aber wer tut das schon? Das ist ja gegen die Ehre!
Loch 17 bietet dann noch einmal einen Höhepunkt: das mit Par 5 ausgelegte Loch führt über einen langen, angenehm zu spielenden Fairway ohne sonderliche Schwierigkeiten zu einem Inselgrün, wo es noch einmal aufzupassen gilt, um das Grün auch wirklich zu treffen. Wie leicht gerät ein Schlag, den man eigentlich zu können glaubt, zu kurz (aus Angst, hinter das Grün zu spielen) oder zu lang (aus dem entgegengesetzten Grund). Und wer glaubt, damit sei es geschafft, darf vor dem Grün des letzten Loches (Par 4) noch einmal ein verwunschenes aber eben auch vertracktes Wasser überwinden.
Wir kommen wieder….
Das Loch 19 konnten wir an diesem Montag leider nicht mehr bespielen, weil wir bei einbrechender Dämmerung als letzte Spieler vor einem verschlossenen Clubhaus standen. Aber das kann man ja nachholen, denn dieser Platz lockt wegen seiner optischen und spielerischen Attraktivität auf jeden Fall zu einer Wiederholung. Man könnte glatt süchtig werden nach den fetten Fairways, der dichten Bewaldung ringsum, den idyllischen Teichen – und den abschüssigen Grüns.
Golfer, die Ihr durch Soltau kommt, verpasst den „Golfpark Soltau“ nicht!
Weitere Details sind auf der Webseite des Golfplatzes erhältlich.
Frank Raudszus
No comments yet.