Die Kunsthalle Darmstadt zeigt in der Ausstellung „Schnitt…Schnitt“ eine erweiterte Sichtweise zum Thema „Collagen“.
In dieser Ausstellung wird viel geschnitten und wieder zusammengesetzt. Zwölf Künstler widmen sich dem Thema „Collage“ auf ganz unterschiedliche Art und Weise. So entfaltet Martin Brüger Glaspavillons, die einst auf dem Darmstädter Luisenplatz standen, und stellt sie als Objekt in den Raum. Eine Sound-Collage mit Musik, Gesprochenem und Lichteffekten von Alexander Tillgreen ist in einem speziellen Erlebnisraum zu vernehmen.
Sehr ansprechend und durchaus humoristisch sind die klassischen Papiercollagen von Alfred Nungesser, die schon in den 1930er Jahren als seine sogenannten „Berliner Collagen“ entstanden.
Der Ire Eoin McHugh wiederum zerlegt Perserteppiche, setzt sie andersartig wieder zusammen und klebt bunte Streifen auf. So verwirrt er den Betrachter zuerst, um ihn dann im zweiten Schritt auf die unterbrochene Symmetrie der alten Muster hinzuweisen. Damit eröffnet er neue Sichtweisen auf alte Teppiche.
Annegret Soltau zerschneidet menschliche Körperteile, um sie zu neuen Formen zu vernähen. Hierbei dienen ihr die weibliche Brust, die genitale Zone und der Unterleib verschiedener Generationen als sogenannte „Leibesinseln“, auf die sie immer wieder verweist.
Raphael Danke möchte in seinen Werken auf das Energiepotential und die Aura des Menschen hinweisen. Er arbeitet mit Papier, Foto und Stoff und erreicht dabei eine ansprechende Ästhetik. Eine besondere Form der Collage erzielt er mit dem Metallobjekt „Broken Windows“, das aus zwei halbrunden Bogenfenstern besteht, die an Schmetterlingsfügel erinnern. Leicht schwebt das Metallgebilde im Raum und weicht deutlich von seiner ursprünglichen Funktion ab.
Jiri Kolár sprengt die Form der Collage, indem er mit Zerknüllungen und der Chiasmage – einer Collage aus Buch- und Bilderfetzen – arbeitet.
Die Gemeinschaftsarbeit „Dates No 7“ der beiden Künstler Radenko Milak und Roman Uranjek besteht aus einer Mischung von Aquarell, Kopie und Collage.
Fröhlich, ansprechend und dynamisch präsentieren sich die Klebebilder von Ulrich Horndash. Er übertritt, wie er selbst sagt, „das Gesetz zwischen dem Quadrat und dem Phantom, zwischen dem Kreis und dem Knoten, zwischen dem Buchstaben und der Spur….“. Hier kann der Betrachter herrlich auf Entdeckungsreise gehen.
Ein Erlebnis der ganz besonderen Art hat man bei dem Stummfilm „Der Mann mit der Kamera“ (1929) von Dziga Vertov, der eine Collage aus Filmszenen mit harten und prägnanten Schnitten präsentiert.
Die Ausstellung in der Kunsthalle Darmstadt lädt ein zu einer Entdeckungsreise durch die Welt der Collage, die uns schier unendliche Möglichkeiten vor Augen führt, was heutzutage ein erweiterter Begriff von Collage für ein kreatives Tun bdeuten kann. Kunsterziehern bietet sie ein inspirierendes Füllhorn an Ideen. Für jigendliche Besucher ist es sicher spannend herauszufinden, welche Möglichkeiten sich mit Schnitt und neuem Zusammenfügen ergeben.
Die Ausstellung ist noch bis zum 8. Januar 2017 geöffnet. Näheres über die Webseite der Kunsthalle Darmstadt.
Barbara Raudszus
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