Sehnsucht nach der Heimat

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Das Staatstheater Darmstadt stellt das Programm für die Saison 2016/2017 vor.

Am 29. April beschloss das Staatstheater Darmstadt den Reigen der Programmvorstellungen südhessischer Theater, nachdem Wiesbaden und Frankfurt ihr Planungen für die nächste Spielzeit schon früher angekündigt hatten. Die Pressekonferenz fand auf der Bühne des Großen Hauses in der bereits für die abendliche Vorstellung der Choroper „Angst“ aufgebauten Kulisse statt, was nicht als Omen für die nächste Spielzeit aufgefasst werden sollte.

Wie jedes Jahr steht auch für die nächste Saison wieder ein Motto über den Programmen für Schauspiel, Oper und Konzert. Es lautet dieses Mal „Heimweh nach der Zukunft“, und dieses Paradox – schließlich verbindet man mit „Heimweh“ die Sehnsucht nach etwas Verlorenem – soll nach alter Theatertradition ein Spannungsfeld zwischen Wunsch und Wirklichkeit aufbauen, an dem sich die künstlerischen Darbietungen abarbeiten können.

Im Schauspiel leitet Elfriede Jelineks „Wut“ die Spielzeit ein, das sowohl die Wut der Terroristen bei den Pariser Anschlägen als auch die Wut der ohnmächtigen Oper und schließlich das Phänomen des „Wutbürgers“ thematisiert. In Ibsens Drama „Die Wildente“ führt der idealistische Glaube an eine leuchtende Zukunft in die Katastrophe, und Goethes „Faust“ passt zu jedem Motto. Aischylos´ „Orestie“ und Jack Londons „Ruf der Wildnis“ sind weitere Höhepunkte der nächsten Saison. Der neue Schauspieldirektor Oliver Brunner hielt sich bei der Pressekonferenz noch zurück, da er nach eigenen Aussagen „noch gar nicht richtig angekommen ist“. Die Kammerspiele erhalten einen eigenen Kurator und werden neben den etablierten „Barfestspielen“  und dem spätabendlichen „Läd Nais Sürpries“ zusätzlich die „Darmstädter Kammergespräche“ anbieten, in denen die Themen der „Darmstädter Gespräche“ in eher intimem Rahmen aufgegriffen werden sollen.

Die Oper wird das Motto der Saison mit Béla Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ und dem Musical „Evita“ abdecken, beides Werke mit einem starken, wenn auch ganz unterschiedlichen Sehnsuchtsmotiv. Später im Jahr wird Mozarts „Cosi fan tutte“ die Sehnsucht nach wirklicher Treue auf die Bühne bringen. während man bei Pucchinis „Tosca“ die Schlüssleworte „Heimweh“ und „Zukunft“ wohl eher mit der Lupe suchen muss. Janáceks „Jenufa“ und Richard Wagners „Tannhäuser“ stellen dagegen das Sehnsuchtsmotiv und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wieder in den Vordergrund.

Das Hessische Staatsballett wird neben Choreographien von Tim Plegge, dem Leiter des Ballettsa, und anderen renommierten Choreographen Klassiker wie den „Sommernachtstraum“ und den „Nussknacker“ auf die Tanzbühne bringen. Außerdem sollen Gastspiele renommierter internationaler Choreographen das Spektrum vielseitiger gestalten.

In der Reihe der Sinfoniekonzerte werden Solisten wie Frank Peter Zimmermann (Violine) und Joseph Moog (Klavier) sowie Gastdirigenten wie Eivind Gulberg Jensen und Daniel Meyer auftreten. Das Programm wird u. a, Werke von Bartók, Mahler,  Beethoven, Mozart, Rachmaninoff, Strauss, Brahms, Kúrtag und Strawinsky enthalten und damit eine breite Palette abdecken. Die Kammermusik-Reihe wird unter anderen das „Concerto Köln“, den Pianisten Lars Vogt mit den „Goldberg-Variationen“ und den Sänger André Schuen mit Schuberts „Winterreise“ nach Darmstadt bringen.

Die Auslastung des Staatstheaters liegt per Ende März bei etwa 83%, was Intendant Karsten Wiegand mit Optimismus in die nächste Saison gehen lässt. Mit einem neuen Schauspieldirektor, der geplanten Aufstockung des Schauspielensembles und einem durchaus attraktiven Programm ist auch hier wieder mit steigendem Publikumszuspruch zu rechnen.

Das kulturelle Darmstadt wartet gespannt auf die neue Saison und erhofft sich spannende Aufführungen.

Frank Raudszus

 

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