Ein Kurztripp nach Berlin, das viel Gegensätzliches in sich vereint.
Neben Luxushotels wie dem „Adlon“ oder dem „Hyatt“, um nur zwei zu nennen, gibt es in Berlin reichlich Möglichkeiten, auch preiswert unterzukommen. Für ganz sparsame, anpassungsfähige Reisende empfehlen sich das „Couchsurfen“, bei dem man bei privaten Gastgebern kostenlos auf der Couch kampiert, die Privatquartiere von Airbnb sowie diverse Hostels oder kleine Mittelklasse-Hotels. Wichtig ist die Lage, um gleich zu Fuß – quasi an der Hoteltür – Berlin zu entdecken.
Wir haben uns im Adlon eingebucht, um einmal hautnah dieses historische Haus mit seiner Geschichte Atmen zu hören sowie den Luxus und den exzellenten Service zu nutzen. Man bekommt hier das „Sorglos-Rundumpaket“ auf höchstem Niveau. Auffallend ist das ausgesprochen freundliche, um die Zufriedenheit des Gastes bemühte Personal. Im Vergleich zu anderen Großstadthotels ist das „Adlon“ ein Wohlfühlhaus mit angenehmer, ruhiger Atmosphäre. Es wirkt nie hektisch oder überfüllt. Man versteht es hier, die emsigen Geschäftsleute nicht zur dominierenden Größe werden zu lassen, die andere Gäste mit ihren „wichtigen“ Gesprächen beschallen und die Urlaubsreisenden beim genüsslichen Frühstück nerven.
Das Adlon-Frühstück lässt keine Wünsche offen. Von Kaviar und Edelfisch über Wurst- und Schinkenspezialitäten aus deutschen Landen bis hin zu diversen warmen Gerichten und einem gepflegten Crémant ist alles da, was Gaumen und Zunge sich wünschen. Hier sollte man unbedingt Zeit einplanen und dabei am besten eine Berliner Tageszeitung studieren, um Konzert- und Theaterbesuche oder geführte Stadtrundgänge zu planen.
Vor dem Adlon wird gerne „geposed“, und wer Glück hat, kann den einen oder anderen „Promi“ zu Gesicht bekommen. Vor uns macht sich eine „Stretch-Limousine“ breit, leider mit verdunkelten Scheiben, so dass man die wahrscheinlich prominenten Insassen nicht erkennen kann. Die Friedrichstraße ist gleich um die Ecke; hier lässt sich gut bummeln, einkaufen oder auch Kulinarik jedweder Geschmacksrichtung ausprobieren. Direkt am Bahnhof Friedrichstraße überrascht uns ein obdachloser Drummer, der einen gelben Abfalleimer mit durchaus hörenswertem „Beat“ bespielt. Das Kontrastprogramm dazu ist die „chillige“ Barmusik, die nicht weit davon der Pianist des „Adlon“ zur Kaffeezeit und am Abend erklingen lässt. Diese Atmosphäre versetzt einen schon in die Zeit zu Beginn des letzten Jahrhunderts, als das Leben noch gemächlicher daher kam.
Beim Bummeln „unter den Linden“ kommt einem derzeit die Idee, den einstmals prächtigen Boulevard besser in „Mitten in der Baustelle“ umzutaufen, da dort die neue U-Bahn gebaut wird. Daher sollte man das Bummeln durch einen zügigen Schritt ersetzen. Doch irgendwann werden auch diese Bauarbeiten beendet sein, und dann erstrahlt die Prachtstraße wieder in altem Glanze. Wenn man den Baulärm hinter sich gelassen hat, gelangt man zum Berliner Dom. Hier gibt es täglich um zwölf Uhr mittags eine viertelstündige Andacht mit Orgelmusik, einer Lesung, einem Lied zum Mitsingen und einem Gebet. Eine wertvolle Viertelstunde, die zur Ruhe kommen lässt, den Dom als sakralen Raum in Szene setzt und einen guten Gedanken mit auf den Weg gibt.
Wieder „Unter den Linden“, stolpern wir über „Angie´s Grillimbiss“. orientiert sich Angela Merkel etwa schon um und baut ein zweites Standbein für ein „Leben danach“ auf? Nein, dafür ist unsere Kanzlerin zu intelligent; sie würde bei „Angie“ nie ein Apostroph einfügen….
Wir dinieren ausgezeichnet im „Long March Canteen“ chinesische Küche auf höchstem Niveau. Das Lokal in Kreuzberg muss man als Nichtberliner schon kennen, um es zu finden, sonst würde man vor der mit Graffities besprühten Tür – hier ein Gestaltungselement – zurückschrecken. Wer jedoch vorher in der „Jackson Pollock“-Ausstellung in einem Bankgebäude „Unter den Linden“ war, hätte wahrscheinlich weniger Probleme mit der Graffity-Tür.
Unbedingt sehenswert ist die Ausstellung „Kunst aus dem Holocaust“ im Deutschen Historischen Museum. Die Hoffnung, der Glaube und auch die Liebe, die aus den unter grauenhaften Bedingungen in verschiedenen KZs und Ghettos entstandenen Bildern jüdischer und anderer missliebiger Künstlern sprechen, berühren durch ihre Unmittelbarkeit und den Durchhaltewillen der Häftlinge. Das dargestellte Leid und die Sehnsucht nach Freiheit und Leben dieser Bilder stimmen einerseits traurig, andererseits sind die diesen Künstlern innewohnende Energie und Hoffnung bewundernswert und haben haben offensichtlich ein wenig geholfen, den Alltag dort erträglicher zu gestalten und vielleicht sogar zu überleben.
Wie verbringt man den Abend in Berlin? Temperamentvolle Unterhaltung auf Weltniveau kann man im Friedrichstadtpalast erleben. Wir entschieden uns jedoch für die „West Side Story“ in der Komischen Oper Berlin.
Auch wenn es nur ein Kurztripp war, den wir hier geschildert haben, hat es vielleicht doch die Lust auf eine Reise nach Berlin geweckt, frei nach dem alten Werbespruch „Berlin ist eine Reise wert“. Vielleicht auch einmal im Adlon?
Barbara Raudszus
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