Das Theater-Labor Darmstadt gastiert mit „#Vielleicht Liebe Vielleicht#“ in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt.
Inklusion ist seit einigen Jahren ein zentrales Thema nicht nur in der Pädagogik, sondern auch in anderen Lebensbereichen. Das „Theater-Labor Darmstadt“ hat diesen Bereich als Schwerpunkt seiner Arbeit gewählt und ein Ensemble aus Menschen mit und ohne Behinderung zusammengestellt, die alle eins eint: die Liebe zum Theater.
In „#Vielleicht Liebe Vielleicht“ wird das älteste Thema der Menschheit – das bereits im biblischen Paradies mit seinen typischen Ausprägungen zu einem Skandal führte – aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Regisseur Max Augenfeld hat dazu eine Szenenfolge aus sprachlichen, sängerischen, tänzerischen und rhythmischen Elementen entwickelt, die für alle Ensemblemitglieder beherrschbar sind. Da werden Synonyme für „Liebe“ präsentiert – auch deftige! -, erste „Dates“ mit Kommentaren und Mini-Sketchen dargestellt, dann wieder die typischen Probleme zwischen Mann und Frau mit sanfter Ironie dargestellt oder typische Peinlichkeiten in den Geschlechterbegegnungen mit Augenzwinkern vorgeführt. Das kommt – vor allem zu Beginn – mit viel Witz zum Tragen und hat so manchen Lacher zur Folge. Später schleichen sich zwar einige Längen ein, doch rechtzeitig kommt wieder Schwung in die Aufführung.
Der Höhepunkt besteht in einem vermeintlichen Ausbruch einer Schauspielerin. Als diese einmal dem Publikum sehr nahe kommt, entdeckt sie in der zweiten Reihe einen ehemaligen Geliebten, und dieses unerwartete Wiedersehen bringt sie derart aus dem Konzept, dass sie Schauspielerei Schauspielerei sein lässt und in ihrem nostalgisch-emotionalen Rückblick ganz aus sich heraus tritt und in ihren Gefühlen aufgeht. In den ersten Augenblicken glaubt man fast, dass sich hier wirklich der Effekt aus „Purple Rose of Cairo“ im Theater wiederholt, indem eine Darstellerin aus der Fiktion aussteigt und kurzfristig in die Realität zurückkehrt. Der Umstand, dass einige ihrer Mitspieler ratlos um sich schauen und sie an ihr Spiel erinnern wollen, unterstützt diese Wirkung noch. Natürlich gehört diese Szene zum Stück und ist keinesfalls ein „Versagen“ der Schauspielerin. Doch dass man das überhaupt für möglich hält, ist ein Beweis ihrer darstellerischen Fähigkeiten.
Zum Schluss ziehen alle Darsteller paarweise in wechselnden Konstellationen wie bei einer Polonaise über die Bühne, wechseln die Partner und spielen dabei die typischen Verhaltensmuster zwischen Paaren durch – Zärtlichkeit und Bosheit, Liebe und Eifersucht, Zuneigung und Gleichgültigkeit. Alle Darsteller überzeugen durch ihr Engagement und eine nicht zu übersehende Begeisterung für das Theater.
Frank Raudszus
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