Es darf wieder gelacht werden – auch im neuen Jahr!

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Comedian-Unikate in der Live Show des Quatsch Comedy Club Berlin

Vorne: Lutz v. Rosenberg Lipinsky; hinten v.l.n.r.: Costa Meronianakis, Diva La Kruttke, David Kebe und C. Heiland

Vorne: Lutz v. Rosenberg Lipinsky; hinten v.l.n.r.: Costa Meronianakis, Diva La Kruttke, David Kebe und C. Heiland

Und auch im neuen Jahr lädt der Quatsch Comedy Club wieder zu seiner legendären „Die Live Show“ ein. An diesem Abend unter der Moderation von Lutz v. Rosenberg Lipinsky mit den Comedians Costa Meronianakis, David Kebe, Diva La Kruttke und C. Heiland. Lipinsky hat am Anfang sichtlich Mühe, das noch neujahrsträge Publikum in Fahrt zu bringen. Wahrscheinlich sind noch alle von der Berliner Kälte so steif gefroren, dass es zunächst schwer fällt in Begeisterung auszubrechen. Der erste Begrüßungsapplaus fällt tatsächlich so mau aus, dass Lipinsky eigentlich wieder von der Bühne stürmen müsste. Vielleicht sollte man ernsthaft mal in Betracht ziehen, einen beim Fernsehen üblichen Anklatscher einzusetzen, um die Menge zum Toben zu bringen und unter dessen furiosen Feuerwerk ein Künstler dann guten Gewissens die Bühne betreten kann. Lipinsky kommt in seinem ersten Begrüßungsset aber dann auch nur wenig in Schwung – die richtig guten Gags hat er sich für später aufgehoben. Das ist zwar grundsätzlich smart für den Spannungsbogen, doch sollte so ein Comedyabend schon als richtiges Feuerwerk starten.

Costa Meronianakis schafft es dann aber sehr schnell, das Publikum für sich zu gewinnen und den Saal mit Lachsalven zu beglücken. Es geht um seine wirklich kleine Mutter mit dafür umso spitzerer Stimme, die irgendeine Sprache zwischen Griechisch und Deutsch spricht, die aber kaum noch einer versteht. Glücklicherweise lebt Costas Bruder noch zu Hause und kann so übersetzen. So stellt sich heraus, dass Mutter doch nicht wunderlicherweise zwei deutsche Freundinnen „Roswita und Erika“ besuchen möchte, sondern zu Rossmann und Edeka einkaufen geht. Der wortkarge Vater beschränkt sich in den Aussagen meist auf ein kleines Schmatzen, während er den Kopf leicht in den Nacken stürzt. Wie sich herausstellt, ist das nicht unbedingt griechisch, sondern eine internationale Form von Nein. Nun, uns Deutschen mag sie nicht so bekannt sein, aber im sonnigen Mittelmeerraum ist sie wohl weit verbreitet. Schließlich berichtet Costa noch von seinen Begegnungen mit den Frankfurter Tauben, die sich inzwischen zu mafiösen Strukturen zusammengerottet haben und die Zeil regieren. Heftiges Auftreten führt nicht mehr dazu, dass Tauben verschreckt auffliegen, sondern nur träge mit den Schultern zucken, sich langsam in Bewegung setzen und mürrisch gurren. Mitunter stampfen sie auch selbst zurück, woraufhin die sie umringenden Menschen verängstigt zucken und davoneilen.

David Kebe ist ein junger Kölner, der mit den Worten beginnt: „Köln möchte nicht dafür berüchtigt sein, dass Männer Frauen begrapschen, sondern dafür berühmt sein, dass Männer Männer begrapschen“. Mit seiner jugendlichen, gänzlich ungespielten Art kommt Kebe total locker und lebensnah rüber. Wie ein Kumpel, der einem einfach ein bisschen Stories erzählt zu dem, was er so die letzten Tage erlebt hat. Ein Highlight ist unter anderem die Umfrage des 1. FC Köln, die nach einem katastrophalen Spiel durchgeführt wird: Ob es nun zu einem Trainerwechsel kommen muss? Dabei wurde um telefonische Abstimmung gebeten. Fünfzig Prozent waren für einen Trainerwechsel, vierzig Prozent dagegen und zehn Prozent war es egal. Klingt erst einmal normal, bis man feststellt, da haben also wirklich zehn Prozent der Leute angerufen und gesagt „Ist mir egal“!? Und Kebe spielt diese Szene legendär, wie ein Fan, dem das total egal ist, also kann er ja auch wieder gar kein Fan sein! Völlig entnervt ruft er beim Radio an um entrüstet zu sagen, dass es ihm total egal ist, ob der Trainer nun rausgeworfen wird oder nicht. Ganz großes Kino!

Lipinsky entlässt die Leute in die Pause, was zur kurzen Erfrischung dient. Inzwischen hat er seine Zwischenmoderation aber richtig hochgefahren, so dass er selbst als ausgezeichneter Comedian rüber kommt. Vielleicht war es nur fair mau zu starten, um den ersten Comedians auch eine Chance zu geben selber groß rauszukommen. Und das ist auch gut gelungen. Er wünscht den Rauchern noch eine schöne Pause zur beliebtesten Jahreszeit vor der Tür. Bei bedrückender Dunkelheit stehen sie eng gedrängt im Freien, während der Schneeregen vom eisigen Winterwind auf sie herniedergetrieben wird. Hinter den Glasfronten des Theaters gucken die Nichtraucher mit platt gedrückten Nasen am von Hauch verschmierten Glas und keuchen und kichern zynisch „Ihr werdet alle sterben. Hehehe“.

Diva La Kruttke

Diva La Kruttke

Den Einstieg nach der Pause macht die groteske Diva La Kruttke. Es ist wieder erstaunlich, wie individuell sich die Comedians herausarbeiten und wie krass demzufolge die Unterschiede in den Charakteren sind. Das ist wohl doch ein grundlegend anderer Ansatz zu den Standup Comedians in den USA, die doch eher unverfälscht sich selbst spielen und wirklich rein über die Sprache agieren. So erscheint alles noch viel spontaner, obwohl eine genauso akribische und kontinuierliche Vor- und Nacharbeit geleistet werden muss, um die Gags am Höhepunkt zu halten oder neue zu finden. Diva La Kruttke tritt ganz – ihrem Namen Ehre machend – als Diva auf, die ja vielleicht ihren Zenit der Prominenz schon überschritten hat. In bodenlanger roter Robe mit großer Auslage betritt sie mit feurigem Mundwerk die Bühne. Hinter den ach so süßen Opernklängen verbirgt sich üble Sprache. Aber das merkt in der Oper sowieso keiner, denn wer versteht den Gesang schon, und alle schauen doch sowieso nur auf die halb entblößten Körper. So verpackt die Diva immer wieder derben Inhalt in süße Töne, was ein ganz erheiterndes Schauspiel ist. Zum Schluss singt die ganze Menge mit großem Gelächter, und man möchte gar nicht schreiben was.

Den Abschluss an diesem Abend mach C. Heiland. Wieder ein Comedian, der den ganz besonderen Auftritt liebt. Und so stiefelt Heiland als einziger Comedian erstmal zu einem Stuhl und nimmt Platz. Er hat ein seltenes Instrument dabei, wobei der Begriff „Instrument“ fast eine Beleidigung für echte Instrumente ist. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein asiatisches Minikeyboard mit der legendär schlechten Demofunktion. Sie wissen schon, diese hochrepetitiven Melodien mit einer Zweitaktkomplexität. So begeistert Heiland das Publikum zum Schluss nochmal gewaltig mit seinem trockenen Humor und treffsicheren Pointen. Der Bösewicht im Biedermannkostüm kommt besonders gut an. Der geübte Blick erkennt schnell, dass Heiland neben der Dimension Sprache, die bei Kebe quasi das einzige (und sehr gute!!) Mittel ist, Gestik, Pausen, Mimik und eben Artefakte wie sein Keyboard benutzt. So kann er sehr erfolgreich aus einem breiten Schatz schöpfen und bietet ein unvergessliches Humorfeuerwerk.

 

Malte Raudszus

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