Isabel Allende: „Der japanische Liebhaber“

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Ein Roman über eine lebenslange Liebe.

1510_j_liebhaberIn der Seniorenresidenz „Lark House“ in der Bay Area von San Francisco findet die 23jährige Irina Bazili eine Anstellung als Altenbetreuerin. In der Einrichtung leben Weiße aus der Mittelschicht. Es ist ein buntes Gemisch aus Freidenkern, ehemaligen Öko- und Sozialaktivisten, und auch Nihilisten und Alt-Hippies findet man dort. Der Altersdurchschnitt im Heim beträgt fünfundachtzig Jahre. Dreimal in der Woche werden bevorzugt Thriller gezeigt, was für die Alten ein Ventil ist, denn etliche träumen davon, jemanden umzubringen. So geht es auch Irina.

Schon bald erhält Irina von der wohlsituierten Bewohnerin Alma Belasco das Angebot, neben ihrer Tätigkeit als ihre persönliche Assistentin zu arbeiten. Dadurch kann sie ihr spärliches Gehalt im Altenheim deutlich aufbessern. Aus dem Arbeitsverhältnis entwickelt sich bald eine Freundschaft. Almas Lieblingsenkel Seth. der oft zu Besuch kommt, verliebt sich sehr schnell in Irina. Die Zartheit der jungen Frau erweckt seine beschützerinstinkte. Seth macht sich bei Irina interessant, indem er ihr erzählt, er habe vor, einen Roman über die 150jährige Geschichte der Belascos zu schreiben. Alma will ihm dabei behilflich sein und holt irina mit ins Boot, die ihr beim Sortieren ihrer alten Unterlagen helfen soll. Im Gegenzug versucht Alma, der jungen Altenpflegerin Benimm und Stil beizubringen.

Nach etwa einem Jahr Recherchen kommt Irina der Gedanke, dass Alma wohl einen Liebhaber gehabt haben muss. Ein Foto eines Japaners mit Namen Ichimei Fukuda, das in Almas karg eingerichtetem Zimmer steht, tut ein Übriges, die Vermutung zu erhärten.

Was es mit Ichimei und Alma auf sich hat, wird in Allendes Roman Stück für Stück enthüllt, genauso wie Irinas Wunsch, jemanden umzubringen. Wie in allen Romanen von Isabel Allende wird auch hier wieder eine packende Familiengeschichte erzählt, die das Allzumenschliche plastisch schildert: Liebe, Hass, Gewalt, Homosexualität. Neben harten Schicksalsschlägen und existenziellen Nöten gibt es jedoch auch die zarten, liebevollen Nuancen im Leben, die den Gegenpol bilden und die Menschen wieder aufrichten. Auch die Schönheit und Pflege der Natur erhält in diesem Buch einen besonderen Stellenwert. Doch das Wesentliche ist die Kraft der Liebe, die trotz aller Umwege in uns verankert bleibt.

Der Roman ist im Suhrkamp-Verlag erschienen, umfasst 336 Seiten und kostet 21,95 Euro.

Barbara Raudszus

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