Entwicklungsraum über eine tief verunsicherte junge Frau.
Yoshie, Kosename Yotschan, ist aus der Bahn geworfen. Ihr Vater, der in einer Rockband spielte, beging zusammen mit einer fremden Frau Selbstmord. Weder Yotschan noch ihre Mutter verstehen, was da geschehen ist, denn die Beziehung zu der Unbekannten war weder der Ehefrau noch der Tochter bekannt. Wie es zu dem Selbstmord des lebensbejahenden Vaters und Ehemanns kommen konnte, bleibt für die beiden Zurückgelassenen ein Rätsel.
In ihrem Roman „Moshi Moshi“ beschreibt die Autorin Banana Yoshimoto, wie sie und ihre Mutter das Trauma verarbeiten. Immer weider stellen sich beide die Frage nach dem Warum des Suizids. Immer wieder gehen sie von einem Verbrechen aus, da ihnen die Tat unerklärlich erscheint.
Yoshi geht Beziehungen zu zwei verschiedenen Männern ein, um sich selbst wieder zu spüren. Dabei durchläuft sie eine Art Selbstreinigung, um sich vom Vater zu lösen. Lässt sie sich anfangs noch treiben, ohne ein Ziel vor den Augen zu haben, wirft sie allmählich den Ballast der Vergangenheit ab, um in der Vergangenheit anzukommen und eine Zukunft vor sich zu haben.
Yoshimoto hat mit „Moshi Moshi“ einen Entwicklungsraum geschrieben, der den tiefen Fall zweier Menschen beschreibt und uns Leser an ihrer Suche nach einem neuen Leben teilhaben lässt. Was dabei Sexualität, kulinarische Genüsse, ein besonderes Stadtviertel und eine Mutter-Tochter-Beziehung bewirken, beschreibt die Autorin sehr eindringlich.
Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 293 Seiten und kostet 21,90 Euro.
Barbara Raudszus
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