Franzobel: „Wiener Wunder“

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Ein Kriminalroman über die Welt des Dopings.

Buchumschlag

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Der österreichische Schriftsteller Franzobel, dessen bürgerlicher Name Franz Stefan Griebl lautet, greift in seinem neuen Roman „Wiener Wunder“ das Thema Doping auf. Jedes Land will im Sport Sieger sehen. Bei jedem Wettkampf solle es noch höher, weiter, schneller gehen. Da diese Superleistungen durch Training kaum noch zu erreichen sind, greifen viele Sportler zu unerlaubten Mitteln, die das Leistungsvermöhen steigern, und nehmen dabei auch gesundheitliche Schäden in Kauf. Sogar viele betreuenden Trainer und Ärzte raten dazu, da auch sie unter dem Erwartungsdruck von Verbänden, Politik und Öffentlichkeit stehen. Manchmal jubeln sie es den Sportlern sogar ohne deren Wissen unter.

Edgar Wenninger ist der swchnellste Mann Österreichs, bis er des Dopings überführt wird. <danach folgt sein gnadenloser Abstieg. Die Presse macht ihn fertig; war er eins gesellschaftlich ganz oben, wird er jetzt geächtet. Das alles ist schwer zu verkraften, und als Wenninger nach einem Sturz aus dem vierten Stock tot aufgefunden wird, wundert das eigentlich niemanden – ein klarer Fall von Selbstmord.

Hätte Kommissar Falt Groschen nicht vorher einen anonymen Anruf erhalten, der den als Selbstmord getarnten gewaltsamen Tod eines Sportlers ankündigte, würde er ebenfalls einen Selbstmord annehmen. So aber ist ihm klar, dass es sich hier um Mord handeln muss. Wegen der Vorwarnung beginnt Groschen mit mühsamen Recherchen bei einem Fall, der scheinbar völlig klar ist. War es die Ehefrau Marion, die einen Star geheiratet hatte und sich am Ende um einen Loser kümmern musste? War es Octavian Tulipan, der Trainer, der fröhlich die angeblich trauernde Witwe tröstet und vorher dem Ehemann die Dopingmittel verabreicht hatte? Auch der Doping-Fahnder Hans Hallux steht unter Verdacht, denn auch er macht illegale Geschäfte im Dunstkreis des Dopings. Oder war es Schmierer, der Journalist, der seinem Namen alle Ehre macht? Er steht stellvertretend für die Medien, die gerne die Erfolge der Sportler feiern und dann natürlich nichts von Doping wissen wollen. Wird aber ein Sportler erwischt, wusste die Presse natürlich schon längst Bescheid und stürzt sich auf das Opfer. Kommissar Groschen rechnet mit dieser ganzen Heuchelei ab und findet deutliche Worte der Anklage gegen alle Betroffenen.

Franzobels Kriminalroman ist spannend geschrieben und überrascht am Schluss mit einer Pointe. Dabei übt er herbe Gesellschaftskritik, die uns alle angeht.

Das Buch ist im Zsolnay-Verlag unter der ISBN 978-3-552-05690-9 erschienen, umfasst 223 Seiten und kostet 17,90 €.

Barbara Raudszus

 

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