Anstiftung zur Rettung der Welt.
Reneé Schroeder wurde 1953 in Brasilien geboren. In Wien studierte sie Biochemie und bildete sich in München, Paris und Albany/NY fort. Seit 2005 leitet sie das Departement für Biochemie und Zellbiologie an der Universität Wien. Im Jahr 2002 wurde sie zu Österreichs Wissenschaftlerin des Jahres gekürt. Zusammen mit Ursula Nendzig (Jahrgang 1980), Journalistin und Wirtschaftswissenschaftlerin, hat sie 2013 das vorliegende Sachbuch verfasst.
Dieses populärwissenschaftliche Werk über den Zustand der Welt ist eine Streitschrift, die mit kritischem Auge unser Wirtschaftswachstum betrachtet und den gesättigten Wohlstandsbürger kritisiert, der es sich in seinem konsumorientierten Wohlleben gemütlich eingerichtet hat. Es will zum Nachdenken und Handeln anregen, denn es geht um nichts weniger als um die Rettung der Welt.
Vielen Menschen ist bekannt, dass die Erde schon jetzt übervölkert ist, dass unsere Ressourcen massiv ausgeplündert, die Böden von einer aggressiven Landwirtschaft ausgelaugt und die Meere leer gefischt werden. Schroeder meint, dass unser Wachstum schon jetzt seine Grenzen erreicht hat, wir aber weiter so tun, als ob es immer so weitergehen müsste. „Immer weiter, immer schneller!“ Wir fühlen zwar, dass es so nicht weiter gehen kann, sind jedoch Weltmeister im Leugnen und Selbstbetrug.
Schroeder glaubt nicht an ein leben nach dem Tod. Für sie als Naturwissenschaftlerin ist mit dem Ableben das Ende erreicht. Deshalb fragt sie ganz provokativ: „wenn wir nur ein Leben haben, sollten wir dann nicht dafür sorgen, dass dieses eine wertvolle Leben erfolgreich und nachhaltig ist?“ Wir Menschen sind zur Freiheit verurteilt, selbst zu bestimmen, wie es mit der Spezies Mensch weitergehen soll. Die Autorin regt an, mehr Verantwortung für die Jahrhunderte nach uns zu übernehmen. Weg vom Egoismus, hin zum Altruismus.
Schroeder hilft dem Leser, über naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu verstehen, wie Leben funktioniert, und bereitet so den Weg für eine andersartige Zukunft. Schroeders und Nendzigs Buch enthält diverse Denkübungen, die neuartige Wege aufzeigen. Hier geht es einmal nicht um philosophische Gedankengebäude, auch nicht um grün-fundamentalistisches Gedankengut, sondern um Muster aus der Naturwissenschaft sowie Strategien, die sich in der Biologie und Chemie bewährt haben und eine Basis für neuartige Handlungskonzepte der Menschheit sein könnten.
Wir könnten beispielsweise die Überbevölkerung stoppen und sogar langsam abbauen, wenn weltweit jede Frau nur noch zwei Kinder gebären würde. Interessanterweise stellt Schroeder fest, dass dieser Zustand in einigen Regionen bereits eingetreten ist, als ob es ein weltinternes Gesamtwissen gäbe, das auf dem Höhepunkt der Überbevölkerung neue Regeln aufstellt. bei der Ernährung würden wir weitaus vernünftiger verfahren, wenn man Geschmacksverstärker verbieten würde. Diese führen dazu, dass die Menschen über den Sättigungsgrad hinaus weiteressen und überhaupt ständig nach Nahrung verlangen.
So geht das Buch mit dem Leser ins Gericht, bietet aber andererseits praktikable Lösungen an. Es ist gut verständlich geschrieben und alle Fachbegriffe sind im Anhang gut erklärt. Eine optimistische Botschaft geht am Ende davon aus, dass der mensch überleben wird, so wie es in der Evolution angelegt ist. Daher schlägt Schroeder zwölf Gebote für eine soziale Gesellschaft vor. Ihre Vorschläge haben nichts mit Religion oder Ideologie zu tun, sondern fördern Vielseitigkeit und Diversität des Lebens.
Wer Lust verspürt, sich auf neue Denkanstöße einzulassen, sollte die „Anstiftung der Rettung der Welt“ lesen, im Freundeskreis diskutieren oder als Lehrer in die Schulen tragen.
Das Buch ist im Residenz-Verlag erschienen, umfasst 197 Seiten und kostet 21,90 €.
Barbara Raudszus
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