Ein Roman über die Rolle der Frau in Japan
Das junge Paar Noyuri und Takuya ist noch nicht lange verheiratet, da erfährt die junge Noyuri, dass ihr Mann sie betrügt. Noyuri ist so unbedarft und hilflos, dass sie überhaupt nicht weiß, wie sie reagieren soll. Sie lebt ihren Alltag weiter und steht ihrem Ehemann sprachlos gegenüber. Weiterhin pflegt sie die Wohnung, kocht für ihn und arbeitet als Arzthelferin in einer kleinen Praxis. Ihr Mann, ebenso sprachlos wie sie, erklärt sich nicht. Er teilt ihr nur mit, dass er über Nacht wegbleibt, berührt sie nicht mehr und spricht nur das Allernötigste mit ihr.
Noruyi ist unglücklich. Sie hofft, dass die Affäre ihres Mannes irgendwann endet und alles wieder wie früher wird. Doch langsam erwacht sie aus ihrer Schockstarre, tauscht sich mit ihrem Onkel und anderen Frauen aus und schafft es schließlich, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Hiromi Kawakami beschreibt die Rolle der japanischen Frau als duldende, pflichterfüllende Ehefrau, die erst aus Schicksalsschlägen lernt, dass sie nicht alles erdulden muss. Geprägt durch die traditionelle Erziehung ist es für die Frauen schwer, in eine neue, selbstbestimmte Rolle zu schlüpfen.
Auch die Männer leiden unter ihrer Unfähigkeit zu kommunizieren. Zwischen Job, Ehefrau und Geliebter führen sie ein streng durchgetaktetes Leben, das kaum Fraum für eigene Lebenswege abseits der üblichen Spur lässt.
Das Besondere an Kawakamis Roman ist das sehr zarte Abtasten des eigenen Lebens, ein vorsichtiges Erspüren dessen, was vielleicht doch möglich ist.
Das Buch Bis nächstes Jahr im Frühling ist im Hanser-Verlag unter der ISBN 978-3-446-24128-2 erschienen, umfasst 218 Seiten und kostet 19,90 .
Barbara Raudszus
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