Ein zeitgenössischer Roman über schwierige Beziehungen, Lebenslügen und enttäuschte Sehnsüchte
Auf Seite 436 dieses voluminösen Romans notiert der Autor lakonisch: „Das Lieben ist die Karriere der Frauen“. Diese Aussage könnten Feministinnen durchaus als Diskriminierung verstehen, weil den Frauen damit schon wieder eine wie auch immer geartete Sonderrolle zugewiesen wird, die man im Zeitalter der vollständigen Emanzipation nicht unbedingt als positiv werten muss. Diese Feststellung gilt jedoch nicht nur für das weiblichen Geschlecht, sondern man könnte sie auch leicht modifiziert auf das vorliegende Buch anwenden, denn die Liebe und ihre unterschiedlichen Ausprägungen stehen tatsächlich von Anfang bis Ende im Mittelpunkt des Buches, wie es der Titel ja auch suggeriert. Wer Bodo Kirchhoff nicht kennt und ihn aufgrund des Titels für eine männliche Version von Rosamunde Pilcher hält, unterliegt einem grundlegenden Irrtum. Kirchhoff behandelt zwar tatsächlich das Thema Liebe, stellt aber eher die Unmöglichkeit der unter der Liebe subsumierten Träume und Sehnsüchte heraus und verbindet die in diesem Buch erzählte Geschichte darüber hinaus mit einer nüchternen und kritischen Bestandsaufnahme der deutschen Gesellschaft gegen Ende des ersten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert.
Verena und Bernhard Renz leben in Frankfurt in einer gehobenen Wohngegend und bewohnen dort eine großzügige Wohnung, wie sie dem arrivierten oberen Mittelstand zusteht. Doch sie sehen sich nicht als Teil einer wohldefinierten gesellschaftlichen Schicht, sondern eher als außenstehend, beobachtend statt mitlebend. Wie es sich für arrivierte Nonkonformisten gehört, besitzen die Renzens ein Ferienhaus in Italien, am Gardasee, wo sie ihren jährlichen Sommerurlaub verbringen. Dazu passt auch das schnelle Motorboot, das Hobby des „großen Jungen“ Renz. In den ersten Jahren haben sie noch ihre Tochter dorthin mitgenommen, doch die studiert mittlerweile in den USA.
Kleinigkeiten zeigen schon auf den ersten Seiten ihre gefühlte Sonderstellung. Er, der um zwölf Jahre ältere Mittsechziger, nennt sie seit einem Vierteljahrhundert Vila, ein Kunstname aus ihrem Vor- und Nachnamen. Sie nennt ihn nur mit seinem Nachnamen, was wir alle aus Schulzeiten kennen und es immer als kühl-verachtend empfunden haben. Ein wenig distanzierend meint sie diese Anrede auch, legt sie doch ihm gegenüber stets eine leicht spöttische Haltung an den Tag.
Die gefühlte Distanz dem Partner und dem Leben gegenüber liegt nicht zuletzt an ihren Berufen, die der Autor mit Bedacht ausgewählt hat. Vila moderiert im Fernsehen ein sonntägliches Mitternachtsprogramm für Nachtschwärmer und sonnt sich im Stillen in den von subtilem Neid gefärbten montäglichen Kommentaren der Freunde. Auch Renz arbeitet beim Fernsehen, doch nur als Drehbuchautor. Er pflegt seinen Status durch einen schweren Jaguar, da er die üblichen deutschen Premium-Autos für spießig oder prollig hält – aber „Premium“ muss sein. Beide sehen sich als Fernsehschaffende im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, sei es als bekanntes Fernsehgesicht oder zumindest als jemand, der den Fernseh-Promis jeden Tag nahe kommt.
Renz spottet über Leute mit Premierenabonnement für die Oper, hält sich selbst aber durchaus für einen Musikliebhaber, wie der Leser dem mehrfachen Hinweis auf seine CD-Sammlung entnehmen kann. Er pflegt immer noch seine Vorliebe für die „Rolling Stones“, wohl wissend, dass diese Schwäche ihn in gewissen Kreisen adelt. Man kann sich vorstellen, dass Renz selbst kein Instrument spielt, weil er etwa jeden Pianisten – also auch sich – an Horowitz messen würde. Ähnliches kann man für sportliche Aktivitäten annehmen: Renz würde die Schwäche für einen Fußballverein als selbstbewusst gepflegte Marotte eines Intellektuellen durchaus zeigen, aber den Umgang mit Sportlern selbst vermeiden.
Renz´ größter Traum ist es, das Drehbuch für einen Jahrhundertfilm zu schreiben, der das Feuilleton wegen seiner Seriosität und gedanklichen Tiefe begeistert. Die Realität zwingt ihn jedoch seit Jahren dazu, billige Vorabendserien mit drittklassigen Dialogen und Schauspielern zu produzieren. Er ist klug genug, über seinen Traum nicht zu reden, weil die Diskrepanz zur Wirklichkeit ihn der Lächerlichkeit preisgeben könnte, ergreift jedoch jede sich bietende Gelegenheit, den Traum umzusetzen.
Auch Vila verbindet ihre Selbstwahrnehmung mit Träumen und Selbstvorwürfen. Sie sieht sich als attraktive Frau Anfang fünfzig, der die Männer vor dem Bildschirm und hinter der Kamera noch nachschauen, die jedoch leider mit einem alten Mann verheiratet ist. Ihre hohe moralische Selbsteinschätzung verbietet es ihr jedoch, dieses Los vor Freunden anzusprechen. Als sie Renz kennenlernte, war er ein eloquenter Mittdreißiger mit dem Flair des erfahrenen Filmkritikers, heute ist er für sie nur noch der alternde Serienschreiber. Da Renz sein Selbstbewusstsein in der Ehe von Zeit zu Zeit durch Seitensprünge aufpolieren musste, revanchierte sie sich einige Male, ließ es jedoch – vor allem wegen der Tochter – nie zum Bruch kommen. Ein zweites Kind – einen Sohn – trieb sie vor lange Zeit ab, weil es nicht in ihre und Renzens Lebensplanung passte; jetzt denkt sie oft darüber nach, wie es mit einem Sohn um die Zwanzig wäre. Ohne dass sie sich klar darüber ist, träumt sie von der großen, allumfassenden Liebe, die das nahende Alter aufhalten und alle Lebensansprüche erfüllen würde.
In dieser Lebensphase lernen beide jemanden kennen. Bei Renz handelt es sich um die typische Affäre eines älteren Mannes. Er trifft sich mit einer „Producerin“ – Anfang vierzig, attraktiv, geschieden und kinderlos – zu Gesprächen für eine neue Serie. Man mag sich, sie sucht ihrer Einsamkeit zu entfliehen, und er möchte seine – leider schwindende – Männlichkeit beweisen. Fertig ist die Affäre, die er sich selbst gegenüber als späte Liebe verkauft. Die Dramaturgie des Romans will es jedoch, dass sie an Krebs erkrankt ist und sich von Renz noch ein paar schöne letzte Monate wünscht. So kann er sich seinen Seitensprung auch noch als Samariterdienst schönreden. Vila gegenüber redet er von rein dienstlichen Treffen, doch sie kann zwei und zwei zusammenzählen. Kaum hat sie die Frau einmal gesehen, ist ihr der Rest klar.
Sie selbst hat bei für ihre Nachtsendung den beurlaubten Lehrer Kristian Bühl aufgetan, der den frustrierenden Dienst in der Schule satt hat und stattdessen ein Buch über Franz von Assisi schreiben will. Spontan bietet sie ihm mit Renz´ Einverständnis das Ferienhaus am Gardasee als Winterquartier und Schreibwerkstatt an, noch ohne konkrete Hintergedanken. Doch die Sehnsucht nach einer zweiten erotischen Jugend, nach der Chance für große Gefühle lenkt bereits ihre Handlungen.
Als Vila und Renz von ihrer Tochter erfahren, dass sie von einem Kubaner schwanger ist und mit diesem zwecks Abtreibung nach Kuba gereist ist, trifft sie diese Nachricht wie ein Schock. Einerseits bereuen sie im Stillen längst die Abtreibung ihres Kindes, andererseits sehen sie ein Alter ohne Enkel auf sich zukommen. Die Aussicht, dass mit ihrem Tod auch die Erinnerung an sie wegen fehlender Nachkommen weitgehend verschwinden wird, erfüllt sie beide mit Grauen, obwohl sie sich das verbal nicht eingestehen. Doch beide versuchen vehement, die Abtreibung zu verhindern. Dazu reist Vila unter dem schwachen Vorwand einer Recherche fürs Fernsehen nach Havanna. Zwar kann sie dort nichts mehr ändern, aber sie ruft täglich unter hausmeisterlichen Vorwänden den Mieter im Ferienhaus an und lädt ihn dann spontan zu einem Besuch Havannas ein. Er folgt dieser Einladung spontan, und für den Rest sorgt sie. Mit aller gebotenen Vorsicht aber großer Zielstrebigkeit verführt sie ihn, der von selbst keine Aktivitäten in dieser Richtung entwickelt hätte. Dabei ziehen sie weder seine besondere männliche Attraktivität noch sein Status an – beide kann er nicht vorweisen -, sondern hier macht die berühmte Gelegenheit Diebe. Sie will sich verlieben, und er passt mit seiner ausgefallenen, etwas eigenbrötlerischen Art in ihr derzeitiges Beuteschema. Während Renz seine Geliebte nach dem uralten Prinzip der männlichen Anmache verführt, geht Vila mit sehr viel mehr Raffinesse vor, da sie ihrem „Opfer“ auch noch das Gefühl vermitteln muss, sie errungen zu haben.
Jetzt beginnt das typische Katz-und-Maus-Spiel zweier untreuer Ehepartner. Doch Kirchhoff präsentiert dies weder als unterhaltsame Komödie noch als Melodram sondern als psychologisches Kammerspiel. Beide versuchen, ihren Seitensprung vor dem anderen zu verheimlichen, wobei Renz erst die geschäftliche, dann die betreuende Seite in den Vordergrund stellt. Die erotische Beziehung glaubt er unter dem Druck des Leids gegenüber Vila als Kollateralschaden (oder -nutzen) verbuchen zu können. Der Sex dient nicht seinem Vergnügen sondern dem Trost der todkranken Freundin. Vila sieht sofort, dass sie gegen die Schwere dieses Leids nicht mit Argumenten der ehelichen Treue angehen kann, und wartet unter wenigen spitzen Bemerkungen auf das biologische Ende der Beziehung, das dann auch bald eintritt. Renz ahnt bis kurz vor dem Ende des Romans nichts von Vilas Affäre mit dem Mieter des Ferienhauses und bezeichnet ihn mit leichtem Spott als „seltsamen Heiligen“. Als typisches Beispiel für das Verhältnis der beiden dient eine Situation im Karibik-Urlaub: Renz fährt einen Tag zum Hochseefischen hinaus, ganz im Hemingway-Gefühl. Als endlich ein Fisch anbeißt und Renz in Filmpose mit ihm kämpft, fragt Vila nur lakonisch: „Und, macht´s Spaß?“. Auf so einen Affront kann man nur pseudo-naiv mit „Ja“ antworten oder die Leine kappen. Renz tut letzteres und spricht nie wieder über diesen Augenblick. Doch Kirchhoff hat mit dieser Szene auf unnachahmliche Weise die Beziehungsebene eines alten Ehepaares beschrieben. Verbal ergänzt er dies an anderer Stelle mit der Erkenntnis: „Alte Paare sind Archive, und wehe dem, der sie öffnet“.
Vila ist zwar klar, dass sie ihre Beziehung nicht ewig verheimlichen kann, denn alles drängt sie, ihre neu erwachte Liebe in vollen Zügen auszuleben. Doch der Familienzusammenhalt einerseits und die Stellung im Freundeskreis andererseits hindern sie daran, reinen Tisch zu machen. So trifft sie sich an verschiedenen Orten zu heißen Liebesstunden mit Bühl und weiß diese gut vor Renz zu kaschieren. Doch noch etwas anderes hindert sie, konsequent ihren Bedürfnissen nachzugehen. Bühl geht zwar auf die Beziehung ein und erweist sich auch als guter Liebhaber, aber wendet sich ihr nicht ausschließlich zu. Seine Liebe ist nicht wie ihre eine „amour fou“, sondern eine emotionelle Beziehung, die er seinem wichtigsten Ziel nie überordnet: dem Buch über Franz von Assisi. Diese historische Figur erweist sich als sein „alter ego“, was Kirchhoff auch durch Kleinigkeiten erhärtet. Wie Franz´ Vater war auch Bühls Vater Tuchhändler, und wie bei dem großen Heiligen sind auch die Eltern aus seinem Leben verschwunden, nur dass er sich nicht von ihnen losgesagt hat, sondern dass sie bei einem Unfall ums Leben gekommen sind. Bühl liebt auch das Alleinsein, wovor Vila graut. Seine Beziehungsfähigkeit ist durch Jugenderlebnisse gestört, da er im Internat lange Zeit von einem Sportlehrer missbraucht wurde. An dem plötzlichen und überraschenden Tod des Lehrers durch Ertrinken war Bühl nicht unbeteiligt, was aber nur er weiß. Er leidet nicht offen unter dieser Schuld, doch seine fast besessene Verehrung des Franz von Assisi stellt so etwas wie die Verarbeitung der Schuld dar.
Kirchhoff verbindet die beiden Affären durch einen konstruktiven Kniff, der zwar etwas bemüht wirkt, aber dafür die Handlung verdichtet. Marlies, Renz´ sterbende Geliebte, war einst Bühls erste Freundin, und Bühls alter Schulfreund, der sie ihm damals ausgespannt hatte, war einige Jahre mit ihr verheiratet. Der will jetzt die dunklen Gerüchte um sexuellen Missbrauch an seiner alten Schule aufhellen, wohl weniger aus moralischem Engagement als vielmehr, um sich in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. Mit dem Thema findet er beim Drehbuchschreiber Renz offene Ohren, womit sich der Kreis schließt. Bühl jedoch, den sein alter Freund zu gerne als Missbrauchsopfer präsentieren würde, teils wegen der medialen Wirkung, teils aus einem voyeuristischen Drang, schweigt und tut ihm nicht den Gefallen eines „coming out“.
Dieses eng verwobene Geflecht von Sehnsüchten, Lebenslügen, Heimlichkeiten und Schuldgefühlen besetzt schließlich das ganze Geschehen im Hause Renz und um dieses herum. Nach außen scheint alles seinen gewohnten Gang zu gehen, doch die emotionale Katastrophe bahnt sich unvermeidlich ihren Weg. Das verdeutlicht der Autor auch am beruflichen Werdegang der beiden, Metapher für die Vergänglichkeit: Vila verliert – letztlich wegen ihres fortgeschrittenen Alters – ihre jetzt mehr auf jugendliche Zuschauer ausgerichtete Mitternachtsendung und verschwindet im Innendienst des Senders, Renz erhält eine deutliche Absage zu seinem Film über Franz von Assisi, den er zusammen mit Bühl in der „Prime Time“ platzieren wollte, und auch seine finanziellen Konditionen beim Sender verschlechtern sich. Der Abstieg ist unverkennbar, für die beiden jedoch schwer verkraftbar.
Der „Showdown“, wenn man diesen Begriff im Zusammenhang mit diesem Roman verwenden darf – erfolgt dann an Vilas Geburtstag – ausgerechnet der von Goethe – am Gardasee. Nach einer Feier mit alten Freunden eskaliert die Situation emotional. Bühl hat Vila laufend die Kapitel seines Buches über Franz und Klara zukommen lassen. Klara war Franz´ Wegbegleiterin, stille Verehrerin eines Heiligen, die mehr wollte als nur seinen Segen. Doch Franz folgte dem selbst auferlegten Askesegebot und verweigerte ihr – bis auf ein einziges Mal – die körperliche Vereinigung. Zunehmend erkennt Vila an diesen Kapiteln, dass Bühl in ihrer Beziehung Franz ist und sie Klara. Nie wird er sich so unbedingt der Liebe öffnen wie sie es will und zu tun bereit ist. Sie flieht buchstäblich mit Renz aus ihrem Ferienhaus nach Sizilien, wo es in einer an Abgeschmacktheit kaum noch zu überbietenden Umgebung zur großen Auseinandersetzung kommt, die eher lächerlich und erniedrigend endet als dramatisch. Am Ende sitzt das alte Ehepaar, ein schweres weil volles „Archiv“ der Lebenserfahrung, resigniert nebeneinander und richtet sich auf das Alter ein. Der angedachte Verkauf von Auto und Ferienhaus ist der erste Wegweiser an dieser eventuell noch langen und entbehrungsreichen Straße.
Bodo Kirchhoff hat neben den Beziehungsebenen noch weitere gesellschaftliche Beobachtungen in seinen Roman geflochten. Eine eigene Welt bilden die Freunde des Ehepaares Renz, von diesen stets in subtiler weil freundlicher Überheblichkeit ein wenig belächelt, sei es wegen ihrer seltsamen Angewohnheiten oder wegen eines vermeintlich schlichten Gemütes. Kirchhoff begibt sich dabei auf einen kurzen Streifzug durch die typische Großstadtgesellschaft, vor allem bei Leuten jenseits der fünfzig, und bringt deren Befindlichkeiten, Ängste und Denkgewohnheiten auf den Punkt. Dabei verfällt er jedoch nie in satirische Bösartigkeit, sondern belässt seinen Figuren durchweg ihr Recht auf einen eigenen Lebensweg. Seine Beobachtungen kommen nicht als Zeigefingerkritik sondern als Beschreibung eines gesellschaftlichen Zustandes zu Papier.
Zweierlei fällt in diesem Roman auf: erst einmal kommen keine jungen Leute vor, geschweige denn Kinder. Die weitaus Jüngste ist – mit Mitte zwanzig – Renz´ Tocher Kathrin, und mehr als metaphorisch wirkt der Umstand, dass ausgerechnet sie dem einzigen Kind in diesem Buch das Lebensrecht verweigert; zweitens gibt es in diesem Buch nichts zu lachen. Der Humor ist sehr klein geschrieben, nicht einmal feine Ironie wie etwa bei Thomas Mann ist zu vermelden. Das Leben ist ernst, die eigene Befindlichkeit sowieso, und die Vergänglichkeit mit dem Tod am Ende des Lebens ist das reine Grauen. Bühl vergräbt sich aus Schuldgefühlen in die Askese eines mittelalterlichen Mönches, Vila leidet an der Liebe und Renz an seinem eigenen Ego. Ein kleines, humoristisches Korrektiv hätte diesem Roman sicher gut getan.
Dafür ist jedoch Kirchhoffs Art zu schreiben umso eindringlicher und ehrlicher. Er dringt tief in die Psyche seiner Protagonisten ein, vor allem in die der weiblichen Hauptpersonen, und zeichnet die Gedankengänge und Sehnsüchte aufs Feinste nach. Beeindruckend der Monolog von Renz am Flughafen angesichts einer jungen, schlafenden Frau, die ihn zu einem Gedankenausflug in die Welt der Medien, der Frauen, der Konkurrenten, der Ferien, des Krieges, der Krankheiten und des Todes verleitet. Ein wenig wie Mollys Dialog bei James Joyce, nur mit Interpunktion und daher leichter zu lesen.
Das Buch „Die Liebe in groben Zügen“ ist in der Frankfurter Verlagsanstalt unter der ISBN 978-3-627-00183-4 erschienen, umfasst 670 Seiten und kostet 28 €.
Frank Raudszus
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