Alex Capus: „Skidoo“

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Eine Reise durch die Geisterstädte des Wilden Westens

Skidoo ist ein kleiner Ort am Rande des „Death Valles“ im Westen der USA. Für eine kurze Zeit hat er eine Rolle gespielt, als Gold- und Silberfunde Glücksritter und Abenteurer anlockten. Doch mit dem Versiegen der Adern des wertvollen Erzes verschwanden erst die Goldsucher, dann die Marketender. Heute sind Orte wie Skidoo vergessen, und ihre primitiven Bauten sind der Vergänglichkeit, sprich Erosion, ausgesetzt.

Der Schweizer Alex Capus wohnt in dem netten kleinen Schweizer Ort Olten, der etwa 17.000 Bewohner beherbergt und typisch Schweizer Behaglichkeit ausstrahlt. Der absolute Gegensatz zu den alten Goldgräberstädten des Wilden Westens. Deshalb haben diese den Autor wohl auch so gereizt. Er hat viele der kleinen Orte besucht, die einmal ein reges bis mörderisches Leben erlebt haben und heute vergessene Geisterstädte sind. Da sich die Schicksale dieser Orte gleichen, muss der Unterhaltungswert ihrer Beschreibung aus ihrem einstigen Leben kommen, und da hat Capus ausgiebig in den Archiven gestöbert. Dabei hat er Geschichten wie die von „Hootch“ erfahren, der alle Männer des Ortes unter den Tisch trank und den Bankbeamten erschoss, der ihm keine zwanzig Dollar zum Weitertrinken geben wollte. Die Dorfbewohner hängten ihn nächtens auf, ehe er in einem langen und niemanden mehr interessierenden Strafverfahren wegen Notwehr freigesprochen würde. Nur blöd, dass er ein Guthaben von 25.000 Dollar bei der besagten Bank besaß und den Banker gar nicht hätte erschießen müssen. Der Alkohol….

Capus zieht in Gedanken von Ort zu Ort, durch staubige Prärien in noch staubigere Orte, die nur aus einer Straße mit Saloon, Gefängnis, Hardware-Store und Billighotel bestanden, und in denen das Leben eines Goldsuchers nicht viel galt. Dabei gräbt er unter anderm die Geschichte des Bierbrauers Schweitzer Abstammung aus, der mit seiner blutjungen Frau in einem Goldgräbernest landete und dort einige Zeit gut verdiente, bis die junge Frau mit einem anderen Mann durchbrannte.

So folgt eine Geschichte der anderen über kleine Orte im und um das „Death Valley“, das so manch einer nur betrat und nicht mehr verließ, weil er die Hitze oder die Wirkung des Alkohols unterschätzt hatte – oder beides. In den kurzen historischen Abrissen kommmt die Trostlosigkeit dieser Orte schon zu ihren Lebzeiten gut zum Ausdruck: sengende Hitze, schlafende Hunde und einsame Männer, die sich betrinken. Fast sind diese Städte in ihrer heutigen Geisterexistenz attraktiver als sie damals gewesen sein mögen. Die Geschichten über die frühen Abenteurer spiegeln in ihrer Groteskheit das Leben im Wilden Westen wider. Da gab es den Mann, der einen Hitzepanzer mit automatischer Befeuchtungsanlage für die Durchquerung des Deat Valleys erfand und bei der Generalprobe in eben diesem Todestal nächtens dank des gefrierenden Wasser erfror.  

Capus hat ein weites Gebiet im Südwesten der USA bereist, von Bodie – nördlich von Los Angeles – bis Hawiko – östlich von Flagstaff (Arizona). Überall hat er ähnliche Überreste und  Geschichten von enttäuschten Hoffnungen, Gier, Missgunst und Mord gefunden. Das Buch entreißt längst versunkene Orte für kurze Zeit der Vergessenheit – so es genug Leser findet.

Das Buch ist im Hanser-Verlag unter der ISBN 978-3-446-24084-1 erschienen, umfasst 75 Seiten und kostet 12 €.

Frank Raudszus

 

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