Mit der Installation „Framework“ dekoriert die Künstlerin Bettina Pousttchi die Frankfurter Schirn um

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Fachwerk in der Rotunde

Mit der Installation „Framework“ dekoriert die Künstlerin Bettina Pousttchi die Frankfurter Schirn um

Fachwerk in der Rotunde
                  der Schirn
Seit einiger Zeit diskutiert Frankfurt über den Umbau des Römerberges, wo das alte Rathaus aus den siebziger Jahren abgerissen worden ist, um Platz für einen Neubau zu machen.In diesem Zusammenhang kam auch die Architektur des Römerberges erneut zur Sprache, der nach dem Krieg im historischen Fachwerk-Stil wiederaufgebaut wurde. Viele Architekten und andere echte oder selbsternannte Experten sahen darin eine historisierende Verkitschung, doch die Frankfurter Bürger und vor allem die Touristen aus dem Ausland fanden und finden den „Fachwerk-Römer“ schön.

Eine Uhr aus New YorkDiese Diskussion veranlasste die Leitung der Kunsthalle Schirn, die Berliner Künstlerin Bettina Pousttchi mit einer Installation zu beauftragen, die Architekturelemente auf die Fassade der Kunsthalle übertragen sollte. Bettina Pousttchi hat in Berlin bereits mit ihrer Installation „Echo“ Aufsehen erregt, bei der sie den gerade abgerissenen „Palast der Republik“ in Form einer großflächigen Fotomontage temporär wieder zum Leben erweckt hatte.
In Frankfurt spielt Bettina Pousttchi mit dem wichtigsten architektonischen Element des Römerberges, dem Fachwerk. Aus dem vorhandenen optischen Material der Römerberg-Häuser hat sie bestimme Elemente extrahiert und als Schwarz-Weiß-Collagen an der Nord-Fassade und in der Rotunde der Schirn neu kombiniert. Die Kunsthalle Schirn erstrahlt jetzt sozusagen im Glanz eines vermeintlichen Fachwerks, das jedoch soweit abstrahiert ist, dass man die künstlerische Ironie dahinter erkennt.

Zusätzlich hat Bettina Pousttchi berühmte Uhren in aller Welt – z. B. die des „Big Ben“ in London“ – fotografiert, wobei sie überall dieselbe Uhrzeit gewählt hat. Damit suggeriert sie eine Gleichzeitigkeit in der modernen globalisierten Welt, die keine zeitlichen Unterschiede mehr kennt. Im ersten Stock der Rotunde ist es ringsumher jetzt für drei Monate „Zehn vor Zwei“.

Laut Vortrag auf der Pressekonferenz will Bettina Pousttchi damit auf den „Umgang mit dem urbanen Raum“ und die „zeitliche Dimension der Architektur“ anspielen. Dieser Hinweis scheint uns erforderlich, da die Installation ohne weitere Erklärung höchstens dekorative Information vermittelt. Die Interpretation in der angedeuteten Form ist so wenig zwingend, dass sich jeder Besucher seinen eigenen, teilweise ratlosen Reim darauf machen kann.
Der Titel „Framework“ soll nur unterschwellig auf den deutschen Begriff „Fachwerk“ anspielen, der auf Englisch anders heißt. „Framework“ steht laut Bettina Pousttchi für Bezugssysteme, von denen die Umgebung einer Stadt ein sehr bedeutsamer ist.
Die Fassaden-Installation ist vom 19. April bis zum 17. Juni zu besichtigen.

Frank Raudszus

 

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