Der Erweiterungsbau des Städel-Museums wird mit viel Prominenz eingeweiht

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Ein Quantensprung für Frankfurts Museumskultur

Der Erweiterungsbau des Städel-Museums wird mit viel Prominenz eingeweiht

Frankfurts Prominenz traf sich an diesem sonnigen Februarmorgen im Städel-Museum am Südufer des Mains: Neben der Oberbürgermeisterin Petra Roth und Kulturdezernent Professor Semmelroth waren unter anderen Dr. Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, und Wolfgang Kirsch, Vorstandsvorsitzender der DZ Bank, erschienen, die beide wesentlich zur Erweiterung der Städel-Sammlung „Kunst der Moderne“ durch Dauer-Leihgaben beigetragen haben. Des weiteren nahmen Vorsitzende von Stiftungen und Beiräten teil, die eng mit dem Städel-Museum oder der Stadt Frankfurt verbunden sind. Die Architekten des Erweiterungsbaus und der Ausstellungsräume sowie der für die Sammlung zuständige Kurator vervollständigten die illustre Runde. Städel-Direktor Max Hollein führte als Moderator durch die Pressekonferenz, die weit über den üblichen Rahmen einer solchen Veranstaltung hinausging. Dem Anlass und der Gewichtigkeit des Podiums entsprechend war die Presse zahlreich vertreten, so dass selbst der große Raum im Erweiterungsbau nicht ganz ausreichte. 

Als vor einigen Jahren der frisch gekürte Direktor Max Hollein den gewagten Vorschlag machte, die allgemeine Platznot im Städel und das Fehlen einer angemessenen Modernen-Sammlung durch einen weiträumigen Erweiterungsbau zu lösen, hielten einige der Verantwortlichen kurz die Luft an. Zu groß waren Unwägbarkeiten und Risiken – von den Kosten ganz zu schweigen – eines so tiefgreifenden Umbaus eines historischen Gebäudes unmittelbar am Main. Doch alle waren von der Idee begeistert. Konkret wurden die Planungen jedoch erst, als Oberbürgermeisterin Petra Roth fast ohne zu Zögern dem Projekt zustimmte. Im Feburar 2012 konnte dann endlich nach vier Jahren Planung und Umbau die Einweihung stattfinden.
Da der Städel-Bau selbst keine wesentlichen baulichen Eingriffe oder Erweiterungen mehr zuließ und auch ringsumher kein Platz für Neubauten zur Verfügung stand, musste man unter die Erde gehen. Dazu beseitigte man erst alle Bauten im Städel-Garten und startete dann einen großräumigen Aushub. Doch die Fläche des Garten reichte nicht für die geplante Sammlung. Außerdem wollte man den Neubau eng an die anderen Ausstellungsräume des Städels anbinden. So wurden die neuen Räume als eine Art „Souterrain“ unter den Städel-Bau gezogen, wobei dieser umfangreich abgestützt werden musste. Außerdem war die Wirkung des Grundwassers, das vom Main her drückte, zu berücksichtigen.

Das Ergebnis begeistert uneingeschränkt. Im Städel selbst führt eine breite Treppe vom Foyer hinunter in ein Zwischengeschoss, das als zusätzliches Foyer dient und Veranstaltungsräume enthält, z. B. für die Pressekonferenz. Eine weitere großzügige Freitreppe führt hinunter in die Ausstellungsräume, die sich wie ein einziger, variabler Raum mit bis zu acht Metern Höhe ausbreiten. Durch 195 runde Oberlichter strömt das Tageslicht aus dem ehemaligen Museumsgarten in den Ausstellungsraum. Variable Wände, die allerdings keinerlei provisorischen Charakter aufweisen, sorgen für eine wohlgeformte Struktur des Gesamtkomplexes und für eine leichte Asymmetrie um einen zentralen Raum, der ein wenig wie eine Agora wirkt. Dieser zentrale Ort, der die größte Höhe des gesamten Raumes aufweist, dient sozusagen als Orientierungspunkt für alle Besucher, die in den bewusst nicht symmetrisch angeordneten Nebenräumen die Orientierung verlieren könnten.
Die Ausstellungsräume erstrecken sich auf einer Gesamtfläche von 3000 Quadratmetern und bieten damit dem Publikum einerseits viel Platz zum Flanieren, andererseits die Möglichkeit, großflächige Bilder aus angemessener Entfernung zu betrachten. Die Sammlung selbst enthält Werke aller bedeutender Künstler des 20. Jahrhunderts, heißen sie nun Gerhard Richter, A. R. Penk, Martin Kippenberger oder Blinky Palermo. Über 600 Exponate der Sammlung kamen als Dauer-Leihgabe aus der Kunstsammlung der Deutschen Bank, dazu kommen über 200 Fotografien aus einer Sammlung der DZ Bank.
Der gesamte Bau hat 52 Millionen Euro gekosten, wovon die Hälfte von Frankfurter Bürgern aufgebracht wurden, die von einem Euro bis zu sechsstelligen Summen spendeten. Petra Roth betonte das Engagement von Bürgern aller sozialen Schichten, ohne die dieser Erweiterungsbau nicht möglich gewesen wäre, und bedankte sich dafür ausdrücklich im Namen der Stadt Frankfurt. Auch die Stadt selbst und das Land Hessen trugen mit substantiellen Beiträgen zur Finanzierung des Baus bei, der am 25./26. Februar in Form eines „Wochenendes der offenen Tür“ für die Öffentlichkeit freigegeben wird.
Die Sammlung ist dienstags sowie freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs und donnerstags von 10 bi 21 Uhr geöffnet.

Frank Raudszus

 

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