Von der Hamakari-Farm über Okahandja nach Windhoek.
Der letzte Tag unseres Namibia-Urlaubs zeigt sich wie alle anderen makellos mit blauem Himmel und strahlender Sonne. Doch laut Wilhelm Diekmann nahen die ersten Gewitter und – hoffentlich – auch Regenfälle. Die mögen für die Namibianer wichtig und erlösend sein, doch wir brauchen sie am letzten Tag nicht unbedingt. Es sieht am Morgen jedenfalls nicht danach aus.
Im frisch gewaschenen Wagen – der Gärtner hat als besondere Dienstleistung unsere Autos vom Wüstenstaub befreit – brechen wir gegen neun Uhr auf Richtung Windhoek. Unser Weg führt uns nach Süden, durch die flache, weite Savanne bis nach Okahandja, wo wir den örtlichen Schnitzermarkt aufsuchen, der uns empfohlen wurde. Am Ortsausgang, gegenüber einem Café und einem Restaurant, stehen die olivgrünen Zelte der Händler auf einem großen Platz unter Schatten spendenden Bäumen. Auf dem Markt werden kunstgewerbliche Produkte aller Art angeboten, von kleinen Tiernachbildungen aus Draht über vielfältige Giraffenschnitzereien bis zum Nashorn und Nilpferd aus Holz. Handeln gehört hier zum Geschäft, und oft trifft man sich nach langem Geschrei und zwischenzeitlichem Verlassen des Zeltes bei fünfzig oder gar vierzig Prozent des Anfangspreises. Es kann auch passieren, dass ein enttäuschter Händler den Fremden, der letztlich doch nicht bei ihm kauft, mit einem Fluch belegt. Wer abergläubisch ist und an Voodoo glaubt, sollte einen solchen Markt besser nicht besuchen oder alles kaufen, an dem er oder sie Interesse bekundet. Am Schluss findet jedoch jeder etwas, das er mit nach Hause nehmen kann, um sich immer an die Reise nach Namibia zu erinnern.
Während die Mehrheit der Gruppe weit über eine Stunde auf dem Markt ausharrt und mit den Einheimischen handelt und streitet, hat es sich der Chronist als Bewacher von Auto und Gepäck vor dem Café bequem gemacht. Die Bedienung folgt afrikanischen Gesetzen, und so steht der erbetene Kaffee bereits eine halbe Stunde nach Bestellung – die selbst eine Viertelstunde benötigte – auf dem Tisch. Die geruhsame Siesta im Schatten des Vordaches unterbricht plötzlich eine Fahrzeug-Konvoi, den zwei Polizeiautos mit blinkendem Blaulicht anführen. Hinter ihnen folgen dunkle Geländewagen und eine schwere, schwarze Limousine mit dem bekannten Stern auf der Kühlerhaube. Erst steigen kräftige junge Männer in Jeans, T-Shirts und Turnschuhen und Sonnnenbrillen aus den Begleitfahrzeugen, dann schließlich öffnet der Chauffeur der Limousine die hintere Tür und lässt einen Herrn um die sechzig mit graumelierten Haar und braunem Anzug aussteigen. Ihm folgen zwei gut gekleidete Frauen, und zusammen gehen die offensichtlich hochgestellten Persönlichkeiten zu der Bar ein Haus weiter. Alle Mitglieder des Konvois sind Farbige. Angesichts der wachsamen jungen „Body Guards“ verzichtet der Chronist darauf, seiner Neugier nachzugeben und ebenfalls einen Blick in die Bar zu werfen. Nach einer Viertelstunde sammeln sich alle wieder am Auto, und der Konvoi braust davon. Die Insassen der Limousine verspürten entweder plötzlichen Durst oder das Gegenteil. Wer weiß!
Kurz nach dieser unterhaltsamen Unterbrechung kehrt die „Marktmannschaft“ zurück, und die Fahrt kann weitergehen. Bis nach Windhoek sind es nur noch knapp achtzig Kilometer, und für die benötigen wir etwa eine Stunde. Dort angekommen, parken wir unsere Wagen aus Sicherheitsgründen im „Tamboti Guesthouse“, unserem ersten Quartier, und unternehmen vor der Fahrt zum Flugplatz noch einen Bummel in die Innenstadt von Windhoek. Neben den obligatorischen Mitbringseln und Erinnerungen, die man praktischerweise zum Schluss der Reise kauft, wollen wir noch einen letzten Eindruck von der Hauptstadt dieses schönen Landes mitnehmen. Die lange Einkaufsstraße säumen anfangs noch eher einfache Geschäfte mit „Sonderangeboten“, dann werden Bauten, Gehsteige und Geschäfte deutlich edler und das Angebot vielfältiger, so dass man gerne an dem einen oder anderen Schaufenster stehen bleibt. Verschiedene kleine Märkte am Rand der Straße führen naturgemäß zu gewissen Verzögerungen, doch schließlich landen wir dort, wo jeder deutsche Besucher von Windhoek landen muss: im „Café Schneider“, laut Eigenwerbung Windhoeks ältestes Café und Anbieter von Kaffee und Kuchen nach deutscher Art. Hier sprechen selbst die farbigen Bedienungen fließend Deutsch. Natürlich lassen wir uns das Kuchenangebot schmecken und nehmen damit symbolisch Abschied von Namibia, jedenfalls für dieses Mal.
Gegen fünf Uhr sind wir am Flugplatz, und auf dem Wege dorthin hängt die erste schwere Regenwolke über uns. Tatsächlich fallen drei bis zehn Regentropfen auf das Auto, dann herrscht wieder heiße Stille. Am Flugplatz geben wir unsere Wagen ab, checken ein, und jetzt beginnt die zwar empfohlene, in diesem Fall jedoch völlig unnötige lange Wartezeit bis zur Öffnung des Gates. Als die Maschine gegen 21 Uhr abends mit Verspätung abhebt, sehen wir außer den Lichtern der Stadt leider nichts mehr von Namibia. Aber das kann man ja ändern, indem man sobald wie möglich wieder hierher kommt. Zu entdecken gibt es noch genug!
Frank Raudszus
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