Das Rheingau-Musik-Festival feiert auf Schloss Johannisberg sein 29. Sommerfest.
Nach drei heißen Tagen zogen am Tage des jährlichen Sommerfestes schwere Gewitterwolken über Hessen und speziell den Rheingau. Kurzfristig spielten die Veranstalter sogar mit dem Gedanken, das Fest ganz abzusagen, das traditionell als „Open Air“-Veranstaltung durchgeführt wird. Ein schweres Gewitter hätten weder die Konzertüberdachung noch die kulinarischen Stände überstanden. Doch dank Internet und der auf diesem Wege permanent aktualisierten Wettervorausschau ging man das Risiko ein.
Der wichtigste Aktivposten war jedoch in diesem Jahr James Bond, der nicht nur das Motto des abendlichen Konzerts vorgab, sondern außerdem noch – ähnlich Gottvater Zeus – die Gestalt des Sängers Tom Gaebel angenommen hatte und aus dieser Position das Wetter steuerte. Ein Wink – und die Wolken erstarrten um 19.30 Uhr in ihrer grauen Fülle, ohne einen Tropfen zu entlassen. So konnten Michael Herrmann und „Schirmherr“ Bouffier – der dieses Mal in seinem Posten eine besondere Herausforderung sah – das Fest mit wetterbedingt verkürzten Danksagungen und Rück- wie Vorausblicken eröffnen. Allerdings konnte Volker Bouffier sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, auf die zeitliche Koinzidenz des „James Bond“-Revivals – nach seinen Worten ist James Bond nach der Queen die wichtigste englische Institution – mit dem BREXIT hinzuweisen – von der Alliteration ganz abgesehen.
Und James Bond alias Tom Gaebel hatte nicht zuviel versprochen. Völlig regenfrei ging das Konzert über die Bühne, sogar einige blaue Flecken am Himmel und auch die Sonne wagten sich kurzfristig hervor. Tom Gaebel präsentierte im Wechsel mit der amerikanischen Vollblutsängerin Onita Boone. Die New Yorkerin sang bereits als Dreijährige im Kirchenchor und schrieb ihren ersten Song fünf Jahre später. Diese Musikalität sieht man ihr auf den ersten Blick an. Temperament und Stimme erinnern an andere große amerikanische Sängerinnen, und sie ist an allen großen Bühnen zu Hause. Tom Gaebel erinnerte in seinem ersten Song („From Russia with Love“) an Dean Martin, später, etwa bei „You Only Live Twice“ eher an Frank Sinatra, der auch nach seinem eigenen Eingeständnis sein Vorbild ist. Onita Boone brillierte weiterhin mit „Goldfinger“, „Moonraker“ „Licence to Kill“ und „Skyfall“, während Tom Gaebel neben anderen „Thunderball“ beisteuerte.
Es wollte scheinen, als ob die von der Bühne aufsteigende musikalische Energie die den Regen in den Wolken förmlich aufsaugte. Das WDR-Rundfunkorchester unter Leitung von Wayne Marshall sorgte wie in alle den Jahren vorher auch dieses Mal wieder für den musikalischen Teppich, auf dem die Sänger agierten, und steuerte auch eigenständige Instrumentalversionen bekannter Bond-Hits bei.
Im Anschluss an dieses Konzert boten die kulinarischen Stände im Schlosshof und im Spätlesereiterhof ihre Spezialitäten an, und dazu heizten Bands wie „Waterproof“ oder „Brenda Boykin & Jan Luley Trio“ den Gästen an diesem doch etwas frischen Abend ein. Da der Himmel zusehends aufklarte, waren erst noch ein beruhigendes dunkles Blau, später dann vereinzelte Sterne zu sehen. So konnten die Besucher entspannt durch die Höfe ziehen, der Musik lauchen, etwas naschen und einen Rheingauer Riesling genießen, bevor um 23 Uhr das große Feuerwerk für den gebührenden Abschluss sorgte.
Also auch in diesem Jahr trotz kurzfristig angehaltenem Abend rundherum ein gelungenes Sommerfest!
Frank Raudszus
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